Mittwoch, 21. Januar 2015

Im Urlaub gelesen und genossen:


"Am Anfang war das Meer" von Tomas Gonzalez
"In den Wind geflüstert" von Gudmundur Andri Thorsson
"Claraboia oder Wo das Licht einfällt" von José Saramago
"Der Junge im gestreiften Pyjama" von John Boyne

REZENSIONEN FOLGEN!


Freitag, 9. Januar 2015

"Das Regenorchester" von Hansjörg Schertenleib

"Wer sich an nichts erinnert, hat nichts zu verzeihen."



Es bleibt in Erinnerung ...


... die Story 

Sean, ein Schriftsteller aus der Schweiz, wird von seiner Frau verlassen und bleibt alleine als Aussteiger in Donegal, einer Provinz in Irland zurück. Fast untröstlich gibt er sich Trauer und Selbstmitleid hin. Niamh, eine ältere Irin, hilft ihm aus der Lebenskrise, indem sie ihn bittet, ihre Lebensgeschichte aufzuschreiben und ihn mit dieser Aufgabe aus der Schreibblockade holt. Sean und der Leser erfahren, dass auch Niamh zwei geliebte Menschen verloren hat. Indem Niamh nochmal verarbeitet, gelingt es auch Sean, Verlust und Krise neu zu betrachten.


... ein Zitat

"Weich ist das Licht hier in Donegal immer, Tag für Tag, weich und versöhnlich, als wolle einem die Natur etwas Tröstliches oder zumindest Beruhigendes mitteilen. Aber manchmal ... ist das Licht mit einemmal unwirklich gelb und fast mit Händen zu greifen. Etwas Phantasie genügt, und man sieht sich auf dem Grund eines Wasserglases sitzen, in das eben ein Maler seinen Pinsel getaucht hat."



... die Sprache

Sehr bilderreich, ruhig und zart. Bewegend, ohne in den Kitsch zu rutschen. Atmosphärisch dicht.

... das bewegte Herz

Als sehr intensiv habe ich die Szene empfunden, in der die todkranke Niamh nochmal in den Garten möchte und Sean sie hinausträgt. Das ist überhaupt die Stärke des Autoren: Landschaft zu beschreiben und die Wirkung auf den Menschen zu betonen. Wie dieser Einklang und Widerhall spürt und sich aufgehoben fühlt. 
So erfährt man gegen Endes des Buches auch, was mit dem Regenorchester gemeint ist. Ein wunderbares Bild. Farben- und Klangpracht zugleich.

Sonntag, 4. Januar 2015

"Meine ungeschriebenen Memoiren" von Katia Mann

"Mein Mann hat mich im Sommer 1912 in Davos besucht ..."




Es bleibt in Erinnerung ...


... die Story

Katia Mann hat nie vorgehabt, ihre Memoiren zu schreiben; so erklärt sich auch der Titel des Buches. Es waren die Herausgeberin Elisabeth Plessen und Katias Sohn Michael, die zusammen mit ihr die Rückblicke zusammengetragen haben. Entstanden ist eine eher leichte Lebensgeschichte, die Katias Jahre an der Seite ihres berühmten Mannes beschreibt. Wie sie sich kennengelernt haben, Geburt der Kinder, die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus und ihr Exil in der Schweiz und in Amerika. Katia erscheint als liebevolle Ehefrau, die ihren Mann bei seiner Arbeit unterstützt und bei allen Reisen begleitet hat. Darüberhinaus erfährt man, mit welchen weiteren Schriftstellern Thomas Mann wohlwollend verkehrte und woraus sich sogar Freundschaften entwickelten.
Besonders interessant war für mich die Entstehungsgeschichte vieler Werke von Thomas Mann, allen voran die des Zauberbergs.

... das bewegte Herz

Emotionen zu zeigen, war nicht das, wozu sie bereit war. Von daher geht das Buch nicht unbedingt unter die Haut. Unverständlich vor allem, dass der Tod von Sohn Klaus keine Erwähnung findet. 
Ein wahrer Schatz aber sind die zahlreichen wunderbaren Fotos aus dem Leben der Manns. 

... ein Zitat

"Mein Mann hat mich im Sommer 1912 in Davos besucht und war von dem ganzen Milieu so impressioniert, auch von allem, was ich ihm so erzählte, dass er gleich daran dachte, über Davos eine Novelle zu schreiben. Aus der geplanten Novelle wurde dann der "Zauberberg" ... schon seine Ankunft war eigentlich ziemlich genau wie die Ankunft von Hans Castorp."

... die Sprache

Die Beteiligung mehrerer schreibenden Hände und Seelen findet sich auch in der Sprache wieder. Manchmal fließt der Text so gar nicht, andere Seiten lang bietet er dann doch Lesegenuss. Aber wenn man bedenkt, mit wieviel Mühe alles zusammengetragen worden ist, liest man das Buch mit anderen Augen.