Dienstag, 3. Juni 2014

"Katzentisch" von Michael Ondaatje




Es bleibt in Erinnerung ...


... die Story

Der elfjährige Mynah reist auf dem Ozeanriesen Oronsay von Ceylon nach London, um dort seine Mutter zu treffen. Mit ihm unterwegs ist eine herrlich illustre Gesellschaft. Myanah schließt innige Freundschaften, vor allem mit den Menschen, die wie er am "Katzentisch" speisen müssen, sind es die gleichaltrigen Jungen Ramadhin und Cassius, sowie weitere skurrile Reisegefährten, die ein schillerndes Bild abgeben. Da ist zum Beispiel Perinetta Lasqueti, die mit zwanzig bis dreißig Tauben reist und gerne einige von diesen in den wattierten Taschen ihres Jacketts auf dem Schiff spazierenführt ...
Die Jungen lassen die Reise zu einem Abenteuer werden, indem sie nachts auf dem Deck auf Erkundung gehen, sich in Rettungsbooten verstecken, heimlich im Pool der ersten Klasse schwimmen und beobachten, was die Erwachsenen so treiben. Die Kinder sind verzaubert von den oft dramatischen Vorgängen auf dem Schiff und es eröffnen sich Schicksale, von denen man manchmal nicht weiß, sind sie Realität oder der Phantasie der Kinder entsprungen. 
In eingeschobenen Passagen erfährt man, wie Mynah sich als erwachsener Mann der drei Wochen auf dem Schiff erinnert und einige der Geschichten schließen sich, andere bleiben offen. Es ist eine Sicht aus Kinderaugen  und später in reflektierter Erinnerung. Man erfährt, dass die Seereise die Jungen für ihr ganzes Leben verändert hat, ein Initial für die folgende Zeit war, ein Schritt zum Erwachsenwerden.

... das bewegte Herz

Wenn Mynah in Ceylon nach längerer Abwesenheit nachhause kommt, begrüßt ihn sein Hund und die beiden wälzen sich auf dem Teppich im Eingang. 
Als er seine Mutter nach Jahren in England wiedersieht, ist sie für ihn wie eine Fremde. 
"Kein Umarmen oder Balgen wie mit dem Hund, kein vertrauter Geruch."

... ein Zitat

"Es würden immer Fremde wie sie sein, die mich an den verschiedenen Katzentischen meines Lebens zu einem anderen Menschen machen sollten."
" "Du darfst dich nie für unwichtig im großen Zusammenhang der Dinge halten", hatte Mr. Mazappa einmal zu mir gesagt."

... die Sprache

Sie schafft ungewöhnliche Bilder, die begeistern. Fantasievoll in der Beschreibung der mitreisenden Charaktere. Sehr zärtlich.