Mittwoch, 18. Oktober 2017


"Die Geschichte eines neuen Namens" 
von Elena Ferrante



"Seit dem Tag ihrer Hochzeit quälte sie ein wachsendes, immer schlechter gebändigtes Unglück."


Es bleibt in Erinnerung ...

... die Story

Lila vertraut Elena acht Schreibhefte mit handschriftlichen Aufzeichnungen an, da sie in Sorge ist, sie könnten in die Hände ihres Mannes geraten. Obwohl Elena schwört, es nicht zu tun, beginnt sie sofort mit dem Lesen. 
So beginnt der zweite Band von Elena Ferrantes Tetralogie.

Lilas Notizen und Elenas eigene Erinnerungen führen fort, von einer Freundschaft zu erzählen, die nur schwer gelebt werden kann, da beide Frauen Wege gehen, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Lila bringt im Rione einen Sohn zur Welt und Elena schließt in Pisa den Studiengang Philologie mit Bestnote ab und verlegt ein Buch.
Kann die Freundschaft überleben, obwohl Berührungspunkte beider Leben rar geworden sind und man der anderen das Glück nicht gönnt?
Elena kommt nach ihrem erfolgreichen Studienabschluss auf Besuch in den Rione, eher widerstrebend, denn mittlerweile fühlt sie sich dort sehr fremd.
Als sie Lila wieder trifft, nimmt sie bestürzt deren neue Lebensumstände wahr.

... ein Zitat

" Ich absolvierte die Prüfungen pünktlich und lernte mit der üblichen eisernen Selbstdisziplin dafür. Ich hatte panische Angst davor, zu versagen und das zu verlieren, was mir trotz der Schwierigkeiten sofort als das Paradies auf Erden erschienen war: ein eigenes Zimmer, ein eigenes Bett, ein eigener Schreibtisch, ein eigener Stuhl, Bücher, Bücher, Bücher, eine Stadt, die das ganze Gegenteil vom Rione und von Neapel war, ringsumher nur Leute, die studierten und über das, was sie studierten, diskutieren wollten. Ich strengte mich mit einer solchen Beharrlichkeit an, dass kein Lehrer mir je weniger als die Bestnote gab und ich innerhalb eines Jahres zu einer als vielversprechend geltenden Studentin wurde, auf deren respektvollen Gruß man mit Liebenswürdigkeit antworten konnte."

... was mich bewegt hat

Bewegt hat mich Elenas negative Selbsteinschätzung. Selbst wenn sie allen Grund hat, stolz auf sich zu sein, nagen Zweifel an ihr.
Ihre Minderwertigkeitsgefühle führen leider auch zu Missgunst und Gehässigkeit. Vor allem Lila bekommt das zu spüren.

... die Sprache

Sprachlich einfach. Aber einige schöne Formulierungen haben es mir angetan.

... ein Fazit

Einmal mehr muss ich feststellen, dass diese Geschichte reizt: Elena, die dem heimatlichen Dorf entflieht und beflissen studiert, während Lila im "elenden Grau der alten Wohnblocks" hängenbleibt und sich vermeintlich damit zufriedengibt.
Aber ich stelle mir die Frage, ob dies ein solch seitenstarkes Werk rechtfertigt. Einstweilen empfinde ich die Geschichte als etwas gedehnt und gestreckt (zum Beispiel der Urlaub auf Ischia) und mir missfällt diese etwaige Absicht von Autorin und Verlag.

1 Kommentar:

  1. das Buch liegt hier auch schon bei mir und ist bald dran.... daher danke für Deine Rezi!
    Lieben Gruss ich lass direkt mal eine Leseabo da ...
    Bine

    AntwortenLöschen